Woran man den wahren Gärtner erkennt

Ich werde ihnen sagen woran man den wahren Gärtner erkennt. „Kommen Sie mich einmal besuchen“, sagt er, „ich möchte Ihnen meinen Garten zeigen“.

Geht man ihm zu Gefallen dann hin, wird er einem zur Begrüssung seinen Allerwertesten entgegenstrecken, da er sich gerade über seine Pflanzen beugt. „Einen Moment“, sagt er, wobei er nach oben schielt, „ich möchte das nur schnell einpflanzen“.

„Bitte“, hören wir uns höflich antworten, „machen Sie sich keine Umstände“. Nach einiger Zeit ist er nun fertig, auf jeden Fall richtet er sich auf, drückt einem die schmutzige Hand und lädt mit strahlendem Gesicht ein:

„Kommen Sie und schauen Sie. Es ist natürlich nur ein kleiner Garten, aber … oh, Moment“. Er bückt sich und zupft ein paar Unkräuter aus einem Blumenbeet. „Kommen Sie nur, ich muss Ihnen Dianthus musalae zeigen, so etwas haben Sie noch nie gesehen!

Du liebe Güte, hier ist ein Stück, das ich beim Umgraben vergessen habe“! Spricht’s und stochert im Boden herum.

Nach einer Viertelstunde richtet er sich wieder auf und sagt, „Ach, ich wollte Ihnen doch diese Hasenglöckchen zeigen, eine Campanula wilsonae. Die schönste Art überhaupt, eine, die … oh, Augenblick, dieser Rittersporn muss hochgebunden werden“.

Ist dies getan, hält er inne: „Sie werden sicherlich meinen Erodium sehen wollen.

Das machen wir gleich, wenn ich diese Aster versetzt habe, sie wächst viel zu dicht neben der Nachbarpflanze“.

An diesem Punkt schleicht man sich auf Zehenspitzen von ihm und dem in die Höhe gestreckten Allerwertesten davon, während er sich über seine Pflanze beugt….

Karel Capek, Das Jahr des Gärtners, 1929